Fast ein Drittel aller Übernachtungen buchen die Deutschen über Online-Plattformen wie Booking.com, HRS oder Expedia – mehr als bei den Hotels direkt. Doch nicht immer ist das günstigste Portal die beste Wahl, oft lauern beispielsweise versteckte Kosten. Die Beratungsfirma First Class & More hat jetzt im Auftrag des Handelsblatts die 20 beliebtesten Hotelbuchungsportale anhand einer Checkliste miteinander verglichen. Gesamtsieger des Rankings: Booking.com, gefolgt von Hotels.com und Opodo.de, Expedia und HRS landeten im Mittelfeld auf den Plätzen sechs und acht, mit dem letzten Platz musste sich Amoma zufrieden geben, auch Tui.com (Platz 19) und Hotelclick.com (Platz 18) landeten deutlich im Tabellenkeller.
Die Tester von First Class & More haben dabei nicht nur geschaut, wer mit den besten Preisen punkten konnte – wobei die Preise mit 30 Prozent in die Bewertung einflossen und damit natürlich schon einen Schwerpunkt bildeten. Es wurde auch überprüft, wie gut die Websites der einzelnen Portale sind, welche Informationen über die Hotels gegeben werden, wie funktional Suchangaben und Filterfunktionen sind, wie viele Buchungsschritte notwendig sind. Pluspunkte gab es für Bonusprogramme zur Kundenbindung, Punktabzug, wenn es beispielsweise beim telefonischen Service haperte oder auf ein schlechteres Hotel umgebucht wurde, obwohl Zimmer bereits bezahlt waren.
Und: Die Tester haben nachgehakt, ob es sich bei den angezeigten Preisen tatsächlich um die Endpreise handelte – was nicht immer der Fall war. Während bei einigen Portalen Stornierungen kostenfrei möglich waren, berechneten andere dafür Gebühren. Teils waren Tourismusabgaben oder Kurtaxen noch nicht in den aufgerufenen Preis eingerechnet. Zum Teil waren Preise ohne Steuern ausgewiesen – eine böse Überraschung für die Gäste, die dann im Hotel noch das Portmonee zücken müssen. Oder die Kreditkarte. Womit wir gleich beim nächsten Ärgernis wären: Manche Portale verlangten laut der Studie von First Class & More saftige Aufschläge bei Bezahlung mit gängigen Kreditkarten und verschonten Kunden nur bei Zahlung mit ihren hauseigenen Karten vor weiteren Kosten.
Booking landete gleich in fünf der neun Untersuchungskategorien auf Platz eins, überzeugte beispielsweise mit seinem Bonusprogramm Genius oder auch seinem Service – und sicherte sich damit souverän den Gesamtsieg. Bei Hotels.com beeindruckte die Tester unter anderem die erstklassige Transparenz. Opodos Suchmaske ist mit der von Booking identisch, wegen eines fehlenden Bonusprogramms reichte es aber nur für Platz drei. Amoma musste sich mit dem letzten Platz zufrieden geben, weil das Portal im Vergleich die teuersten Preise aufrief.
Den kompletten Handelsblatt-Artikel und die einzelnen Ergebnisse der Untersuchung können Sie auf der Handelsblatt-Homepage nachlesen unter: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/booking-expedia-hrs-hotel-schnaeppchen-mit-fallen/19168894.html
Interessant sind die festgestellten Preisunterschiede zwischen den Kanälen. Denn für den Reisenden sind solche Preisunterschiede ein Ärgernis. Natürlich will jeder sein Hotel so günstig wie möglich buchen und man ärgert sich, wenn man die gleiche Leistung anderswo hätten preiswerter bekommen können. Gehen wir mal davon aus, dass in der Studie wirklich identische Produkte miteinander verglichen wurden – übereinstimmend in Zimmerkategorie, Anzahl der Personen, Frühstück, WLAN, etc. sowie in den Zahlungs- und Stornierungsbedingungen: Dann müssen sich die Hotels doch fragen lassen, warum sie das so wollen bzw. warum sie zulassen, dass für tatsächlich identische Produkte in den verschiedenen Portalen unterschiedliche Preise aufgerufen werden. Über ein Channelmanagementsystem ist es doch leicht, „Rare Parity“ herzustellen, also identische Produkte überall zu identischen Preisen anzubieten. Auch die Bettenbanken und Großhändler, die die Zimmer kaufen und weiterverkaufen, sollten eigentlich nie „Room only“ anbieten. Stattdessen sollten sie ausschliesslich Pakete für den Gast schnüren. Diese Vorgabe ignorieren sie aber oft. Wir bei Cultuzz sind der Ansicht, dass die Hotels das nicht einfach hinnehmen sollten – weil damit ihre eigene Preispolitik gestört wird. Und die Preispolitik sollte immer klar in den Händen der Hotels liegen.
Was bei der Vergleichsanalyse von First Class & More übrigens völlig außer Acht gelassen wurde: die rechtliche Stellung des Websitebetreibers. Es macht einen Unterschied, ob der Websitebetreiber nur Vermittler ist und der Kunde den Beherbergungsvertrag mit dem Hotel selbst schließt, oder ob er als Händler auftritt, der die Übernachtung von einem Großhändler kauft und weiterverkauft. Ist Letzteres der Fall, weiß man als Kunde nicht genau, wo sich das schon gezahlte Geld befindet. Außerdem – und das ist für Geschäftsreisende ein großes Problem – gibt es keine Rechnung mit ausgewiesener Umsatzsteuer. Die „Merchants“ unterliegen der Differenzbesteuerung und können somit gar keine vorsteuerabzugsberechtigte Rechnung ausstellen. In England ist dann schnell die Umsatzsteuer von 20 Prozent verloren. Für Geschäftsreisende kommen daher nur die reinen Vermittler in Frage wie Booking oder HRS, Merchants wie 7ideas oder Amoma sind für sie aus dem Rennen.